Prof. Dr. Jutta Hübner

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Prof. Dr. Jutta Hübner – Bild: UKJ/Schroll

Ich unterstütze das INH und sein Sprecherteam als wissenschaftliche Beirätin.

Ich bin Onkologin und Palliativmedizinerin und arbeite seit über 30 Jahren mit und für Patienten, die eine ernsthafte Erkrankung haben.

Seit 2017 habe ich eine Stiftungsprofessur für Integrative Onkologie der Stiftung Deutschen Krebshilfe am Universitätsklinikum Jena inne. Neben Forschung zu den verschiedenen Methoden der komplementären und alternativen Medizin beschäftigen ich und meine Mitarbeiter uns sehr intensiv mit den Bedürfnissen von Patienten.

Patienten und ihre Angehörigen gut zu begleiten, ist mein wichtigstes Anliegen. Was aber heißt gut?

Gut ist zunächst einmal gute Medizin – also möglichst wirksame Therapien mit möglichst wenig Nebenwirkungen. Ziel ist Lebenszeit und Lebensqualität.

Gut bedeutet aber auch „gut informiert“. Patienten haben ein Recht auf umfassende und laienverständliche Informationen zu ihrer Krankheit und den verschiedenen Möglichkeiten der Diagnose und Therapie. Das klappt leider in unserem Gesundheitssystem noch nicht so gut, wie es notwendig ist, gerade wenn Patienten bei komplexen Therapien und einer lebensbedrohlichen Erkrankung selber aktiv mitentscheiden sollen.

Viele unserer Patienten mit einer Krebserkrankung und ihre Angehörigen aber auch Patienten mit anderen Erkrankungen fragen sich, ob Naturheilkunde ihnen helfen kann und kommen deshalb zu mir in die Beratung. Dabei geht es oft auch um die Frage, ob es nicht auch nur mit Naturheilkunde, ohne „die Chemie“ geht. Während leichte Erkrankungen wie ein Schnupfen sehr gut mit Naturheilkunde zu lindern sind und von alleine wieder verschwinden, gilt die für Krebs nicht. Das Patienten ehrlich zu sagen, ist nicht immer ganz einfach. Aber Naturheilkunde kann helfen, die Krebstherapie besser zu vertragen – und damit kann sie auch dazu beitragen, dass das Therapieergebnis besser wird.

Oft werde ich auch von Patienten nach Homöopathie gefragt. Dabei ist den meisten Menschen gar nicht bewusst, dass Homöopathie überhaupt nichts mit Naturheilkunde zu tun hat. Naturheilkunde heißt ja mit natürlichen Mitteln zu helfen – z.B. mit wirksamen Heilpflanzen, Wärme- oder Kälteanwendungen etc.. Homöopathische Mittel werden aber nicht nur aus natürlichen Stoffen hergestellt, sondern aus ganz unterschiedlichen Sachen. Außerdem ist in den höher „potenzierten“ – also verdünnten – Homöopathika gar nichts mehr enthalten – also auch keine Natur.

Manche Ärzte denken, dass der Patient ja gern Zuckerkügelchen ohne Wirkstoff nehmen können – der Glaube hilft und schaden kann es ja nicht. Ist das so?  – Ich glaube nein. Immer wieder habe ich besonders tragische Fälle in der Sprechstunde, in denen Patienten mit einer noch heilbaren Krebserkrankung zuerst auf Globuli gesetzt haben – und zu spät gemerkt haben, dass der Krebs wächst und nicht mehr heilbar ist. Viel häufiger erlebe ich allerdings, dass Patienten bei den Krebsmitteln auf die „Schulmedizin“ setzen, aber gleichzeitig versuchen, mit Globuli die Beschwerden durch die Tumorerkrankung oder die Nebenwirkungen der Tumortherapie zu lindern und dabei z.B. auf wirksame Schmerzmittel oder Medikamente gegen Übelkeit verzichten.

Um dies zu verhindern, brauchen wir informierte und mündige Patienten, ehrliche, engagierte Ärzte, eine bessere Ausbildung unserer Medizinstudenten, Ärzte und Pflegekräfte, was seriöse Naturheilkunde ist und leisten kann, kritische Medien und eine mutige Politik, die für alle „Medizinen“ die gleichen, wissenschaftlichen Nachweise für die Wirksamkeit fordert.

Neben meiner Tätigkeit am Universitätsklinikum Jena leite ich die Arbeitsgemeinschaft Prävention und Integrative Onkologie in der Deutschen Krebsgesellschaft und habe vor wenigen Jahren eine eigene Stiftung (Stiftung Perspektiven für Menschen mit Krebs) gegründet, die verschiedene Projekte für Patienten unterstützt und ein Wissensportal zur komplementären und alternativen Medizin betreibt.

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