Ein Dialog und sein Ende – (k)eine Diskussion über Homöopathie…

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Das Bild zeigt zwei Personen in einem Büroraum in einer Diskussion.

In diesem Beitrag veröffentlichen wir eine kleine Diskussion von Dr. Norbert Aust (A) für das INH mit einem sich selbst als Naturwissenschaftler bezeichnenden Professor für ein Fachgebiet aus dem Bereich der Ingenieurwissenschaften an einer deutschen „University of Applied Sciences“, zu deutsch Fachhochschule.

Wir veröffentlichen diesen Text nicht aus Besserwisserei oder billigem Überlegenheitsgefühl. Vielmehr möchten wir aufzeigen, wie – zu unserem Bedauern – Menschen, denen kritisches Urteilsvermögen schließlich nicht per se abgesprochen werden kann, sich von einem Bündel der trivialsten Scheinargumente pro Homöopathie beeindrucken lassen. Wenn es beim Beeindrucken bliebe – aber leider wird unsere ehrliche Bereitschaft, einen wirklichen sachlichen Diskurs zu führen, immer wieder von einer früher oder später aufscheinenden dogmatischen Abwehrhaltung konterkariert, was unseren Ansatz, Aufklärung durch sachliche Information und konstruktiven Dialog zu betreiben, scheitern lässt.

Unser Appell:

Bitte, liebe Homöopathen und homöopathie-affinen Leser, bringt doch einmal neue Einwände oder beantwortet wenigstens die gestellten Fragen. Wärmt nicht immer die gleiche Suppe auf – auch wenn es für Euch neu ist und aufregend klingt, wir haben das schon viele dutzend Male erhalten und beantwortet. Immer war die vollmundig begonnene Diskussion zu Ende, wenn wir die Worthülsen, die als Argumente vorgebracht werden, hinterfragt haben und darum gebeten haben, einen Bezug zur Realität herzustellen. So wie hier (auf den Vorbehalt einer Blogveröffentlichung haben wir gleich zu Anfang des Austausches ausdrücklich hingewiesen, allerdings in der Erwartung eines fruchtbareren Ergebnisses):


Sehr geehrter Herr Professor …,

Frau Grams hat mir Ihre Mail zur Beantwortung weitergereicht, da mir das Thema Physik als Ingenieur etwas näher liegt und ich mich seit Jahren mit der Evidenz zur Homöopathie beschäftige. Wenn Sie möchten, können wir gerne eine Diskussion führen, allerdings würde ich diese gerne auf meinem Blog veröffentlichen, sofern gewünscht auch ohne Ihren Namen zu nennen. Hierfür möchte ich Sie um Ihr Einverständnis bitten.

Der Einfachheit halber habe ich meine Kommentare in Ihren Text eingetragen (hier eingerückt).

Prof.  Dr. …
Von: …

Betreff: Schmäh der Homöopathe nicht berechtigt
Datum: … Februar 2018
An: Dr. Natalie Grams

Sehr geehrte Frau Dr. Grams.

Soeben habe ich auf Arte einen Kurzbericht zu Ihrer Abkehr von der Homöopathe gesehen und den dazugehörigen „Zeit“-Artikel im Netz gelesen.

Zu Ihrer Abkehr und Verdammung dieser Heilmethode möchte ich als Chemiker und physikalisch vorgebildeter Naturwissenschaftler kurz meine 10 Feststellungen als Entgegnung gegenüber stellen und über persönliche Heilerfolge in meiner Familie durch eine klassische Homöopatin berichten.

Die klassische Homöopathie hat mitnichten etwas mit Glauben zu tun.

Wer das meint, hat den Wirkmechanismus schlichtweg nicht verstanden.

A: Wir werden sehen, wer was nicht verstanden hat – oder nicht zu Ende gedacht.

1. Das Wassermolekül ist ein physikalischer Dipol, welcher in der Flüssigphase ein regelrechtes Netzwerk seiner Moleküle bildet. Hinzu vermag dieser polare Stoff als universelles Solvens die größte Anzahl von Stoffen in sich aufzulösen. Keine andere Flüssigkeit ist physikalisch dazu in der Lage.

A: Das wissen Sie als Chemiker besser als ich. Ich hätte Alkohol und anderen organischen Lösungsmitteln ähnliche Eigenschaften zugebilligt.

2. Wie Ihnen bekannt ist, können Dipol-Substanzen als Speichermedien für Informationen dienen – Beispielsweise Ferrite, die als Magnetspeicher als erste in der Computertechnik eingesetzt wurden.

A: Bei Ferriten kann man zwei Zustände deutlich voneinander unterscheiden, die man als „0“ oder „1“ interpretieren kann. Mit einer geeigneten Zahl an Ferriten kann man folglich beliebige Zahlen darstellen. Welche zwei detektierbaren Zustände kann ein Wassermolekül einnehmen?

3. Seit Heisenberg und der von ihm mit begründeten Quantenphysik wissen wir, dass alle Stoffe nicht nur als Materie, sondern auch als Welle / Information zu betrachten sind. Dies ist der sog. „Teilchen / Welle-Dualismus der Materie“.

A: Nach meinem Kenntnisstand – ich bin da allerdings kein Experte – ist das eine starke Fehlinterpretation der Quantenphysik. Auf einer subatomaren Ebene ist das sicher der Fall, aber meines Wissens taugen die Modelle der Quantenphysik nicht dazu, Effekte in unserer realen Welt zu beschreiben. Aus profunderer Quelle als von mir können Sie das hier nachlesen: http://www.homöopedia.eu/index.php/Artikel:Quantenphysik

… 3. Richtig ist auch, dass bei der Homöopathie durch das „hohe Potenzieren“ der chemische Stoff komplett von der „Information, die dieser Stoff enthält“, getrennt wird. Somit sind bei der homöopatischen Behandlung kaum Nebenwirkungen durch die verwendeten Mittel zu erwarten.

A: Als ausgewiesener Wissenschaftler sollten Sie klar definierte Begriffe verwenden oder selbst klare Definitionen liefern. Da „Information“ in der Umgangssprache ein sehr diffuser Begriff ist, möchte ich Sie hier um letzteres bitten. Ich bitte Sie auch, dabei zu umreißen, wie diese Information auf welchem Informationsträger codiert ist. Dabei ist dem Umfang Rechnung zu tragen, in dem verschiedene Informationen gespeichert werden müssen: Es gibt 5000 verschiedene Mittel, die zu Homöopathika verarbeitet werden, hierfür gibt es mindestens drei Potenzierungsmethoden und den gesamten Raum der natürlichen Zahlen als mögliche Potenzierungsstufen. Da alles dies nach homöopathischer Lehre zu unterschiedlichen Effekten führt, müsste die Information hierüber beim Patienten ankommen. Allerdings dürfte das ja sicher nicht nur im Sinne einer Identnummer eine Kennzahl für jede der denkbaren Kombinationen darstellen, sondern es muss sicher eine sprechende Codierung sein, das heißt, es muss sich um etwas handeln, was dem Körper des Patienten eine Bedeutung vermittelt. Bitte geben Sie dabei auch an, wie diese Information auf dem Zucker codiert wird, nachdem das Lösungsmittel bei der Herstellung der Globuli verdunstet ist.

4. Bei Einnahme homöopatischer Mittel wird somit die „Information des Stoffes“ in den Organismus aufgenommen und regt so die entsprechenden Drüsen / Organe an, um die Selbstheilung des Körpers zu starten.

A: Mit welchen Rezeptoren wird die im Zucker codierte Information ausgelesen und in für den Körper verwertbare Signale umgesetzt, die dann wieder auf die Organe einwirken?

5. Die homöopatische Behandlung funktioniert also diametral komplett anders als die allopatische. Der allopatische Patient erwartet eine sofortige Wirkung des Pharmazeutikums und nimmt aber in Kauf, dass das Pharmazeutikum wiederholt eingenommen werden muss, damit die Heilwirkung länger andauert, weil der Körper diese Substanz auch physiologisch abbaut und die Wirkung nicht nachhaltig ist.

A: Dass die homöopathische Behandlung überhaupt funktioniert – also über eine Wirksamkeit der eingesetzten Mittel und nicht nur über Kontexteffekte – könnte ich nachvollziehen, wenn Sie meine obigen Fragen beantworten könnten. So ist das nichts weiter als ein bisher unbelegtes Postulat Ihrerseits.

6. Alle Einwände der Allopathen basieren darauf, dass die Wirkung von Homöopatika in großen Feldstudien bislang nicht bewiesen werden konnte.

A: Ich sehe das eher anders herum: Sämtliche Aussagen der Homöopathen beruhen auf völlig unplausiblen Gedankenkonstrukten, die in einer auch nur mäßig gründlichen Überprüfung keinen Bestand haben können. Schon mit ein wenig logischem Nachdenken kann man genügend Widersprüche und Ungereimtheiten finden, die zeigen, dass die von den Homöopathen postulierten Gedankenmodelle nicht tragfähig sind. Es sei denn natürlich, sie könnten obige Fragen beantworten. Aber bitte nicht, dass die Wissenschaft „noch nicht“ in der Lage sei, das zu erklären.

7. Das ist absolut richtig, und es kann auch keine derartigen umfangreichen Feldstudien geben. Wie Sie wissen, wird ein klassisches homöopatisches Mittel für die Heilung einer bestimmten Erkrankung sorgfältig unter der Berücksichtigung der drei wichtigen Aspekte ausgewählt:

– Erbliche Vorbelastung,
– Geist und Gemüt (Habitus) und
– Soziales Umfeld des Patienten.

A: Anhand welcher Kriterien kann ich unterscheiden, ob dies nur die Ausreden sind, um eine fehlende spezifische Wirksamkeit zu kaschieren, oder um echte belastbare Erkenntnisse? Wie unterscheiden Sie, ob die Therapie unwirksam ist oder ob „nur“ derartig viele Randbedingungen existieren, dass es unmöglich wird, eine spezifische Wirksamkeit zu detektieren? Übrigens liegt auch hier ein eklatanter innerer Widerspruch der Homöopathie vor: Beim Patienten sei die Wirkung von den obigen Aspekten abhängig. Warum ist sie das bei der homöopathischen Arzneimittelprüfung, immerhin dem Verfahren, die Arbeitsgrundlagen bereitzustellen, offensichtlich nicht? Warum ist es gleichgültig, ob die Prüfsymptome bei einer lebenslustigen, schlanken, jungen Frau aufgetreten sind, (jedenfalls sind diese Modalitäten in den Materia Medica nicht verzeichnet) aber wenn ein alter, übergewichtiger, griesgrämiger Mann die gleichen Symptome hat, dann ist das Mittel das Richtige für ihn?

9. Damit ist es mehr als einleuchtend, das es unmöglich ist, unter diesen Vorbedingungen eine repräsentative große Probandengruppe von mindestens 1000 Individuen für eine homöopatische Feldstudie zusammen zu bekommen.

A: Nein, es ist überhaupt nicht unmöglich. In vielen Studien erfolgt eine homöopathische Erstanamnese und Repertorisierung, in der Apotheke wird jedoch nach einer Randomisierungsliste entweder das Placebo oder das verordnete Mittel an den Patienten geliefert. Solche Studien wurden durchgeführt, es gibt sogar ein systematisches Review hierüber – das zu ziemlich niederschmetternden Ergebnissen kam. Lesen Sie hier: http://www.homöopedia.eu/index.php/Artikel:Systematische_Reviews_zur_Homöopathie_-_Mathie_(2014)

… 9. Somit triumphieren natürlich alle Allopathen über die Homöopathen, weil unser Gesundheitssystem, welches auf der gängigen Schulmedizin und Arzneimittellehre basiert, nur die Feldstudien zum Nachweis der Wirkung eines Mittels zulässt. Den Nachweis der Wirksamkeit von Homöopatika kann also mit den „Werkzeugen“ der gängigen Schulmedizin und Arzneimittellehre nicht erbracht werden.

A: Finden Sie es nicht merkwürdig, dass die Homöopathie kein Werkzeug ersonnen hat, wie die Wirksamkeit stattdessen nachgewiesen werden könnte? Welche Verfahren existieren in der Homöopathie, um „richtig“ und „falsch“ zu unterscheiden? Warum gibt es so viele Spielarten der Homöopathie, die sich widersprechen, ohne dass beleuchtet wird, was nun „besser“ oder „schlechter“ ist? Wie können Sie feststellen, ob „Mondlicht C30“ ein wirksames Mittel ist?

10. Die Pharma- und Ärzte-Lobby verdient an den Allopatika erheblich mehr und kann in fünf bis zehn-minutigen Behandlungsprozedere deutlich mehr „Standardpatienten“ versorgen…

A: Allerdings sind homöopathische Präparate ohne jeglichen Forschungsaufwand und ohne großen Formalismus als Arzneimittel zu registrieren, was sehr viel Geld spart. Die Rohstoffe sind billig Zucker, Fläschchen, Verpackung dürften bei unter € 0,30 pro Packung liegen. Das Investitionsvolumen in die Produktionsanlagen ist auch recht überschaubar. Aus einem Gramm Urtinktur kann man 100 Tonnen Globuli D6 herstellen. Das sind 10.000.000 Packungen im Marktwert von etwa € 80.000.000,-. Ziehen Sie die drei Millionen für Verpackung und Zucker ab, ein paar Tausender Personalkosten, dann bleiben ein Ertrag vor Steuern über alle Vertriebsstufen von mehr als € 76.000.000,- übrig. Nur eine Lizenz zum Gelddrucken könnte profitabler sein. Daher unterhält auch der BAH (Bundesverband der Arzneimittelhersteller – ja, einer der drei Verbände der Pharmalobby) eine Webseite zur Homöopathie. Übrigens können Sie sich die Mitgliederliste von BAH und BPI ansehen (der Pharmalobby). Sie werden da einige Ihnen als Homöopathiefreund sicher geläufige Namen finden. Genau genommen alle.

Aus meinem familiärem Umfend kann ich Ihnen mehrere Erfolge der Homöopathie berichten. (Ich selbst als Naturwissenschaftler habe vormals an die Heilwirkung der Homöopathie mit nichten geglaubt! Musste aber nach der erfolgreichen Heilung meiner todkranken Tochter dieses Urteil revidieren.)

A: Wissen Sie, was ein Post-hoc-ergo-propter-hoc-Fehlschluss ist? Ich erspare es mir daher, die sicherlich sehr erfreulich verlaufenen Krankengeschichten Ihrer Tochter und auch von Ihnen im Einzelnen zu kommentieren.

… (Krankengeschichten des Absenders und seiner Tochter entfernt)…

Dies wurde mir durch die zweimalige Einnahme der von Ihnen so geschmähten Globuli erspart…

Ich könnte noch viele weitere Beispiele erfolgreicher Anwendung der klassischen Homöopathie anführen, dies würde aber den Rahmen sprengen. Das Wissen der klassischen Homöopathie kann nicht in Schnellkursen erworben werden, es bedarf einer permanenten Weiter- und Fortbildung. Mit Scharlatanerie und Geistheilen hat das nichts zu tun.

A: Ich möchte nur allgemein auf einen Umstand hinweisen: Es gibt bei jeder Krankheit einen mehr oder weniger großen Anteil von Patienten, die diese überstehen, selbst wenn sie nicht behandelt werden. Cholera verläuft unbehandelt in 80 % der Fälle tödlich. Das heißt aber auch, 20 % der Patienten überleben aufgrund irgendwelcher zufälligen Gegebenheiten. Diese Patienten werden absolut davon überzeugt sein, dass das, was sie getan haben, ihnen geholfen hat. Sei es, dass sie gebetet hatten, einen Schamanen besucht, gelobt haben, ein besserer Mensch zu werden, nach Lourdes gepilgert sind, Globuli eingenommen haben oder was auch immer. Und werden diesen Standpunkt fürderhin mehr oder weniger vehement vertreten. Diejenigen, die die gleichen Methoden angewendet haben, dabei aber nicht so erfolgreich waren, sagen allerdings nichts mehr, denn sie liegen auf den Friedhöfen. Das entstehende Bild ist also einseitig zu den Erfolgsgeschichten hin verzerrt, denn ganz wesentliche Informationen zur Beurteilung der Erfolgsaussichten – der Wirksamkeit – fehlen.

Soll sagen: persönliche Erfahrungen sind völlig ungeeignet, die Wirksamkeit einer Heilmethode zu beurteilen, da zum vollständigen Bild auch gehört, wie viele Fälle es gibt, in denen die Therapie nicht erfolgreich war. Vielleicht war das ja sogar die Überzahl – nur treten diese Patienten weniger offensiv auf, die Therapeuten veröffentlichen keine Fallstudien darüber etc. Oder können Sie mir eine Handvoll Einzelfallbeschreibungen liefern in denen steht „… und damit habe ich den Patienten vor die Wand gefahren?“ Drastisch: Der zweite Weltkrieg kann ja gar nicht so schlimm gewesen sein. Alle Älteren, mit denen ich (geboren 1952) gesprochen habe, haben schließlich überlebt.

Gerne würde ich auch in einen Dialog mit Ihnen treten, sofern Sie dieses wünschen.

Mit freundlichen Grüßen
Prof. Dr. …

A: Wer hat was nicht verstanden?

Viele Grüße
Dr.-Ing Norbert Aust


Am nächsten Tag kam schon die Antwort:

Sehr geehrte Frau Dr. Grams, sehr geehrter Herr Dr. Aust,

Vielen Dank für Ihren raschen Kommentar meiner Anmerkungen zu Ihrer Kritik der Homöopathie.

Wie ich sehe, vertreten Sie die übliche deterministische Weise aller Allopathen, die alles in ihren randomisierten und von der Pharma- und Ärzte-Lobby bezahlten Fallstudien ausschließlich erfassen und bewerten wollen. Das ist auch Ihr „legitimes Recht“, und Sie haben auch genügend Follower, die Ihnen brav zugestimmt haben und weiterhin zustimmen werden. Schon seit den Zeiten von Hippokrates wissen wir, dass:  “ Wer heilt, hat recht. “ Und natürlich sehe auch ich die Erfolge der klassischen modernen Wirkstoffmedizin, denen sich dass Gross der Parienten zuwendet und die oft eine Linderung ihrer Leiden erfahren. Kann aber Ihre Zunft, Frau Dr. Grams, nicht ertragen, dass es auch andere Wege der Genesung als der breite Trampelpfad der „Chemikalienmedizin“ gibt? Was mich also nicht mehr wundert ist, dass die vereinigte Allopathenfront immer wieder Iher „Keule der randomisierten Fallstudien“ unbarmherzig schwingt und als Totschlagargument für die Homöopathie gebetsmühlenartig verwendet.

Ich habe schon seit längerer Zeit als interessierter medizinischer Laie, der viele homöopathische Heilerfolge in meiner Familie und meinem persönlichen Umfeld beständig erlebt hat, mir Gedanken gemacht, um mich der Art der Wirkungsweise dieses komplementären Heilverfahrens aus naturwissenschaftlicher Sicht zu nähern.

Die uns umgebende multispektrale Welt können wir Menschen mit unseren beschränkten Sinnen und Messwerkzeugen nach wie vor nicht in Ihrer großen Gänze und Vielfalt erfassen und begreifen. Dazu gehört auch das Mysterium des Wassers, welches wir bislang nur mit klassischen chemischen und physikalischen Denkmodellen unzulänglich zu erklären im Stande sind.

Ihre ganze Kritik erinnert mich an die Anfänge der medizinischen Forschung im 15. Jahrhundert. Eine Unzahl von menschlichen Leibern ist seit dem minutiös seziert worden, um den Sitz des Geistes und womöglich auch der Seele zu finden. Der bisherige status quo ist aber, das auch im 21. Jahrhundert die modernen Neurowissenschaften dazu nicht in der Lage sind und bis auf weiteres nicht sein werden.

Da mein Semester an der Fachhochschule bereits begonnen hat, kann ich leider bis auf weiteres meine dialektische Klinge mit Ihnen nicht kreuzen. Auch Sie sollten es nach Einstein zulassen, dass:

„Mann muss die Welt nicht verstehen, sondern sich in Ihr zurecht finden:“

Mit freundlichen Grüßen

Prof. Dr. …


Die Antwort:

Sehr geehrter Herr Professor …,

wo würden wir denn Ihre „dialektische Klinge“ finden? Soll das eine Probe davon sein?

Entschuldigen Sie bitte, aber ich bin etwas enttäuscht davon.

 – Sie ziehen es vor, auf keine meiner vielen Fragen zu antworten, Sie wollen noch nicht einmal Ihre Begrifflichkeiten definieren, mit denen Sie so um sich werfen.

 – Sie äußern sich hier in Phrasen – keiner kennt sie, jeder hört sie immer wieder gerne. Die böse Pharmalobby (deren Mitgliederlisten Sie sich beim BAH und beim BPI ansehen sollten),  „Wer heilt hat Recht“, praktisch unvermeidlich (Woher wissen Sie, dass geheilt wurde? Und wer geheilt hat?), „nicht in der Lage zu begreifen“. Hinweis: Sie haben noch ein paar „Argumente“ ausgelassen – finden Sie selbst heraus, welche im Standardkatalog noch fehlen. Außer dass es vielleicht schön wäre, wenn es so wäre, wie Sie sagen, haben Sie bislang nichts vorzuweisen, was Ihre Äußerungen als reale Ansätze für weitere Überlegungen erscheinen lassen könnte.

 – Für keine Ihre Äußerungen zeigen Sie auf, welche Relevanz sie für die von Ihnen behauptete Wirksamkeit der Homöopathie hätte. Wenn es „andere Wege der Genesung“ geben mag, dann heißt das noch lange nicht, dass diese die Homöopathie zu erklären in der Lage wären. Daher erlaube ich mir, diese Äußerungen als Worthülsen zu sehen, die bislang ohne Relevanz für die von Ihnen angeregte Diskussion geblieben sind.

Das ist keine „dialektische Klinge“, Herr Professor …, das ist Geschwurbel.

Etwas merkwürdig finde ich übrigens auch, dass Sie erst Frau Grams zu einem Dialog auffordern – und jetzt, wo Ihnen Fragen gestellt wurden, die darauf abzielen, dass Sie Ihren Standpunkt präzisieren, Ihre bislang eher substanzlosen Phrasen überprüfen und mit Fakten untermauern, haben Sie keine Zeit mehr. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. 

Viele Grüße
Norbert Aust

P.S. Was würden Sie einem Studenten antworten, der in der Prüfung Ihren Schlusssatz anbringt?


Auch dies blieb nicht unerwidert (Ortografie entsprechend dem Original):

Geehrter Herr Aust.

Gut gebrüll, Sie beahlter Funktionslöwe. Als hätte Sie nur darauf gewartet…

Diese Art der Grabenkämpfe mache ich wahrlich nicht mit.

Vielen Dank

Prof. Dr. …


Darauf blieb nur noch ein

Q.E.D.

während Dr. Natalie Grams schrieb:

Sehr geehrter Herr Prof. …

Ich will mich an der Stelle nur ganz kurz einklinken, da auf Reisen: 

Genau auf die Art habe ich ein Dazulernen früher auch vermieden und damit die kognitive Dissonanz – durch Beleidigen und Herabwürdigen der kritischen Position und ohne mir auch nur einmal die Mühe gemacht zu haben, die gegnerischen Argumente wirklich anzusehen. 

Wir können es gerne hierbei bewenden lassen, aber sicherlich nicht deshalb, weil wir uns einem konstruktiven Dialog verweigert haben. 

Beste Grüße, 

Natalie Grams 


Eine Schlussbemerkung:

„Man muss die Welt nicht verstehen, man muss sich nur darin zurechtfinden.“ – Das „Schlussargument“ unseres Diskutanten.

Der arme Einstein. Immer so eine Sache mit seinen Zitaten. In der Tat stammt es von ihm, aber man darf wohl davon ausgehen, dass er damit nicht eine Wissenschaft von Try-and-Error, das schon Kant als „blindes Herumtappen“ bezeichnete, gemeint hat – ebensowenig und erst Recht nicht das Ignorieren von Fakten. Was Einstein meinte, war die Pflicht menschlichen Erkenntnisstrebens zum Ausloten unserer Erkenntnismögiichkeiten ungeachtet möglicher für uns nicht erkennbarer Dinge, nicht Faktenignoranz und nicht das Errichten von Wagenburgen und Dunkelzonen in der Welt von Erkenntnis und Wissen.


Bild von Gerd Altmann auf Pixabay

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