Eine Wende um 360 Grad – Die Homöopathie entdeckt die Nanopartikel neu

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Die Homöopathie steht offenbar vor einem „strategischen Neuanfang“.
So jedenfalls liest sich der neue Artikel von R.T. Mathie vom Homeopathy Research Institute, erschienen im Journal Homeopathy (Thieme, 2025). Titel: Ein Wendepunkt für die Homöopathie? Immerhin ein Fragezeichen – aber der erfahrene Leser wissenschaftlicher Artikel weiß eigentlich, dass solche Hypothesen-Titel meist mit der Verneinung der Hypothese enden …

Darin wird eine „Großoffensive“ angekündigt: Man wolle sich künftig gemeinsam auf „vielversprechende Forschungsansätze“ konzentrieren – und zwar wie Mathie schreibt, ausgerechnet auf die Nanopartikel-Hypothese. Initialzündung dafür sei ein Leserbrief an „Homeopathy“, demzufolge „die Homöopathie-Gemeinschaft eine moderne kollektive Sichtweise auf den physikalischen Wirkmechanismus der Homöopathie konsolidieren sollte, die auf dem Vorhandensein von Nanopartikeln in ihren hochverdünnten Arzneimitteln beruht.“ Oha? Neu hört sich das nicht gerade an.

Da passt es ja gut, dass in der gleichen Ausgabe wie der Leserbrief eine Arbeit erschienen ist, die nach Einschätzung von Herrn Mathie mit der These, dass „die materielle Beschaffenheit der untersuchten Potenzen „höchstwahrscheinlich […] eine Mischung aus Nanoblasen und Elementen aus der Atmosphäre und dem Behältnis“ ist“, weiteres Gewicht erhält. Woraus der Schluss gezogen wird, dass „die Idee, dass homöopathische Arzneimittel nicht materiell sind, , die sowohl von Gegnern der Homöopathie als auch von traditionellen homöopathischen Praktikern vertreten wird, , im Lichte dieser Ergebnisse nicht aufrechterhalten werden kann“, Müssen wir das kommentieren? Höchstens mit einem Verweis auf Dr. Wolfgang Vahles Artikel zum Thema „Materiell oder immateriell?“

Na! Wir würden gern mal sehen, wo wir Kritiker die Auffassung vertreten, dass homöopathische Mittel „nicht materiell“ seien. Wir vertreten die Auffassung, und dies wohlbegründet, dass Homöopathika keine spezifischen Wirkungen haben. Wie sagte noch mal der bekannte Skeptiker und Psychologe Ray Hyman völlig zu Recht:

Don’t try to explain something until you are sure there is something to be explained.

Und da die Homöopathen dies nicht beherzigen, bleibt ihre Bemühung, wie Natalie Grams einmal formulierte „a futile research for nothing“ – die vergebliche Suche nach dem Nichts.

Und was ist nun mit der homöopathischen Hoffnung auf die Nanopartikel-Hypothese? Die Hypothese, die behauptet, dass selbst in C200-Verdünnungen noch Wirkstoffpartikel vorhanden seien – weil sie sich angeblich an der Oberfläche der Lösung „levitieren“ und durch Schaumflotation in die nächste Verdünnungsstufe hinübergleiten?

Das war vor Jahren schon mal das große Ding bei den Homöopathen. Leider vergeblich. Die Hypothesen dazu waren bröckelig, die Forschungsergebnisse unhaltbar bis Wunschdenken. Wir haben uns ausführlich damit befasst, sowohl auf dieser Webseite wie auch sehr ausführlich bei der Homöopedia. Allein die Tatsache, dass längst nicht alle Substanzen überhaupt Nanopartikel bilden können, ist doch schon ziemlich desillusionerend … sofern man kein Homöopath ist. So langsam wird die Nanopartikel-Hypothese zum legendären Einhorn der Homöopathie …

Was bedeutet das?

  • Die Homöopathie versucht einmal mehr, sich wissenschaftlich zu legitimieren, indem sie sich an einen Strohhalm klammert – und nennt ihn „Nanopartikel“. Nicht nur, dass sie verkennt, dass es gar nichts zu einem Wirkungsmechanismus zu untersuchen gibt – sie ignoriert, dass die Nanopartikel-Hypothese bereits vor Jahren Schiffbruch erlitten hat.
  • Sie ersetzt methodische Prüfung durch strategische Begeisterung.
  • Sie dreht sich im Kreis – und nennt das Fortschritt.

Aber vielleicht ist das ja wirklich die Wende.
Nur eben eine um 360 Grad,


Quellen und weiterführende Links


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