Homöopathika werden breit auch zur Vorbeugung eingesetzt. Derzeit beruht ein ganzes laufendes Studiendesign auf der Erprobung von Homöopathika im Hinblick auf ihre prophylaktische Wirkung. Aber Moment – kann es überhaupt homöopathische Prophyaxe geben? Wie stets, untersuchen wir diese Frage anhand der homöopathischen Lehre Hahnemanns selbst und wollen die Sache nicht mit dem Hinweis vom Tisch wischen, Homöopathie habe eh keine Wirkung.
Welches Modell hat die Homöopathie von Gesundheit und Krankheit? Schon oft haben wir erläutert, dass sie weder Krankheitsbezeichnungen (typisierte Krankheiten) noch Krankheitsursachen kennt. Das gesamte Gedankengebäude mit Ähnlichkeitsprinzip, individuellem Symptomenbündel, verstimmter geistiger Lebenskraft, regulierender geistiger Arzneikraft ist ein fundamental anderes Modell von Krankheit und Genesung als das, was heute den Erfolgen der wissenschaftsbasierten Medizin zugrunde liegt. Und die Wissenschaft weiß, dass dieses vorwissenschaftliche Modell falsch sein muss, seine Grundlagen sind vielfach widerlegt und das wird sich auch nicht ändern. Was heute schlüssig widerlegt ist, kann nicht morgen plötzlich wahr werden.
Und wie soll das nun vonstattengehen bei der Homöopathie?
Das „passende Mittel“ soll im Körper des Erkrankten eine „Kunstkrankheit“ hervorrufen, die der zu behandelnden Krankheit ähnelt. Dabei soll die Kunstkrankheit irgendwie „im Agens (Wesen)“ stärker sein als die eigentliche Krankheit, aber trotzdem symptomatisch schwächer (Hahnemann hat das unterstellt, aber nirgends erklärt, wieso das so sein soll).
Ein entscheidender Punkt dabei: Es gehört zu Hahnemanns Lehre, dass niemals in einem Körper gleichzeitig zwei ähnliche Krankheiten vorhanden sein können, die eine müsse die andere „auslöschen“. Nun kommen wir der Sache näher …
Immer vorausgesetzt, es wurde das „richtige“ Mittel gefunden, soll die „im Agens stärkere“ Kunstkrankheit dann also die Ursprungskrankheit verdrängen – und dann ihrerseits abklingen. Liegt man aber daneben mit dem Mittel – das ist uns auch in anderen Zusammenhängen schon deutlich geworden – wirkt die Mittelgabe symtomenauslösend – also „krankmachend“. Gut, dass all das unsinnig ist!
In diesem „System“ ist Grundvoraussetzung, dass eine tatsächlich vorhandene Krankheit, eine verstimmte geistige Lebenskraft, erkannt durch das individuelle Symptomenbündel, beim Patienten, vorhanden ist. Nur dann könnte ja die „geistige Arzneikraft“ als eine Art Regulativ der die Krankheit bedingenden „verstimmten geistigen Lebenskraft“ ihren „Gegner“ finden und ihre „Wirkung“ erzeugen.
Hieraus folgt zwingend, dass homöopathische Prophylaxe am Gesunden schlicht nicht möglich ist. Die prophylaktische Mittelgabe am gar nicht Erkrankten müsste dann allein die Kunstkrankheit erzeugen und damit Symptome auslösen – das ist das, was bei einer Arzneimittelprüfung geschieht. Man macht den Patienten also nach homöopathischer Lehre allenfalls krank, gibt man in einer gesunden Phase ein Mittel, das „künftige“ Erkrankungen verhindern soll.
Aus diesem Grund ist Prophylaxe der Homöopathie komplett wesensfremd, es kann sie per definitionem gar nicht geben. Auch die ständigen Vergleiche der Homöopathie mit dem Impfen hätten sich damit erledigt.
Man darf also schon erstaunt sein, dass unter der Regie führender Homöopathen teure Studien zur Prophylaxe via Homöopathie durchgeführt werden, wie dies tatsächlich derzeit geschieht …