Negative Fälle – Qualvoll an Knochenkrebs verstorben

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Junge Frau, nachdenklich und verzweifelt (Symbolbild)
Symbolbild

Christine, 21 Jahre, Bericht aus einem Darmstädter Hospiz:

Als Christine aus einer „Fachklinik für integrative Onkologie“ in unser Hospiz verlegt wurde, litt sie bereits seit drei Jahren an dem bösartigen Knochenkrebs „Osteosarkom“. Der Krebs ist ein typischer Krebs junger Erwachsener und begann bei Christine in der linken Beckenschaufel.
Frühzeitig erkannt ist dieser Krebs durch eine Chemotherapie und anschließende weiträumige Operation heute recht gut behandelbar. Es wird davon ausgegangen, dass die Operation des Tumors in Verbindung mit einer aggressiven Chemotherapie zu einer 5-Jahres-Überlebensrate von 50 bis 85 Prozent führt.

Die Eltern von Christine setzten jedoch auf Homöopathie und Geistheilung. Bald war der Krebs vom Knochen aus in Nerven und umgebendes Gewebe hineingewachsen und führte zu unsäglichen Schmerzen. Trotz schwerster Schmerzen hatte das Mädchen weder Schmerzmittel erhalten noch andere kurative Therapien. Der Tenor des behandelnden Geistheilers/Homöopathen war, sie müsse sich eben mehr anstrengen, so würde sie den Krebs auch überwinden können. Krebs gäbe es eigentlich gar nicht, es sei eine Frage des Willens und der Geisteshaltung. So kamen bei Christine noch schwere Schuldgefühle hinzu.

Wie nicht anders zu erwarten, metastasierte der Knochenkrebs alsbald in Leber und Lunge. Christine magerte ab, war zunehmend immobil und komplett von ihren Eltern abhängig. Sie brachten sie in die o.g. Klinik, wo sie jedoch bald zusammenbrach. Als Christine schließlich nach drei Jahren schmerzvollen Martyriums in unserem Hospiz aufgenommen wurde, hatte sie nur noch elf Tage zu leben. Beide Eltern waren immer noch misstrauisch gegen die Schmerzmittel, die wir ihr gaben, um wenigstens die letzten Tage des Leidens zu erleichtern. Der Vater schlief in ihrem Zimmer, um die Medikamentengabe zu überwachen, eine solche Angst hatte er vor Medizin. Bis zuletzt konnten die Eltern nicht einsehen, dass sie sich in der Wahl der Therapie Ihrer Tochter getäuscht und dass diese Fehlentscheidung ihrer Tochter das Leben gekostet hatte.

Ein Verklagen der Klinik und des ursprünglich behandelnden Homöopathen kam für sie nicht in Frage – vielleicht auch, weil sie ihren eigenen Fehler dafür hätten wahrnehmen müssen. Das mag auch ein Grund sein, warum man so wenig von negativen Fällen – oder gar Todesfällen – der Homöopthie hört und liest.


Bild von Jerzy Górecki auf Pixabay

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