Veterinärmedizin – neue „Domäne“ der Homöopathie?

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Wer heilt … ?

Während bei den Ärzten der Humanmedizin langsam Vernunft einzukehren scheint – immerhin verbannten sie auf den Ärztetagen reihenweise die Homöopathie aus ihren Weiterbildungsordnungen – ist das in der Veterinärmedizin offenbar in keinster Weise der Fall. Einen gewissen Höhepunkt bildet eine im Schweizer Archiv für Tierheilkunde veröffentlichte sogenannte Übersichtsarbeit zur Homöopathie` [1], die gleich im Titel eine „evidenzbasierte Veterinär-Homöopathie“ propagiert. Die Autoren Weiermayer, Frass, Peinbauer und Ellinger wissen durch eine beeindruckende Liste ihrer Qualifikationen zu imponieren. Dann aber ist recht schnell Schluss, denn was folgt hält nicht dem einfachsten Faktencheck stand.

Eigentlich ist jede Aufmerksamkeit, die man auf ein solches Machwerk verschwendet, vergeudete Lebenszeit. Es zeigt sich aber, dass dieses Papier seine Kreise zieht und z.B. auch in einem neuen Artikel des Deutschen Tierärzteblattes zitiert wird. Deshalb haben wir hier als Argumentationshilfe die wesentlichsten (!) inhaltlichen Fehler zusammengestellt, also solche, die einem mit etwas Hintergrundwissen beim ersten Durchlesen auffallen. Wenn jetzt beim Lesen der Eindruck entsteht, man müsste offenbar jeden Absatz dort korrigieren – dann ist dieser Eindruck richtig.

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Kritikpunkte zur Arbeit von Weiermayer, Frass et al. „Evidenzbasierte Veterinär-/Homöopathie und ihre mögliche Bedeutung für die ­Bekämpfung der Antibiotikaresistenzproblematik – ein Überblick“

    • Die Autoren geben an, an den Universitäten Harvard und Stanford sei die Komplementärmedizin ein selbstverständlicher Bestandteil der Ausbildung {S. 598, rechte Spalte}. Dies wird nicht belegt.
    • Die Autoren bemängeln den unwissenschaftlichen Charakter der Diskussion um die Homöopathie  {S. 599, links}. Dem stimmen wir zu, insbesondere, wenn die Faktenlage derart verdreht dargestellt wird wie in der vorliegenden Arbeit.
    • Wir vermissen eine Einordnung des Postulats „similia similibus curentur“ {S. 599, rechts}, der Grundlage der Homöopathie, in den gegenwärtigen Wissenskanon.
    • Wir vermissen einen Hinweis auf die vielen sich zum Teil grundlegend widersprechenden Lehren der Homöopathie, die es unmöglich machen, eine allgemein anerkannte Vorgehensweise bei der Findung des geeigneten Mittels anzugeben [5] .
    • Die Darstellung der gesetzlichen Grundlagen halten wir für entbehrlich {ab S. 600, links}.
    • Die Autoren behaupten, die Homöopathie beruhe auf allen drei Säulen der Evidenzbasierten Medizin, nämlich (I) auf einer „inneren Evidenz“, die offenbar aus schriftlich niedergelegten Erfahrungen bestehen soll, (II) auf einer Patientenprävalenz, die sich in den Umsatzzahlen für Homöopathika zeigen soll, und (III) auf „externe Evidenz“, die sich aus „mehreren tausend Studien“ aus Human- und Veterinärmedizin zusammensetzen soll {ab S. 600, rechts unten}. Diese Darstellung ist falsch. Grundlage der Evidenzbasierten Medizin ist (I) die Evidenz der Wirksamkeit einer Therapie, ergänzt um (II) die Kompetenz des Arztes, um diese richtig einzusetzen, und (III) die Präferenz  des Patienten bei der Auswahl, sofern mehrere Optionen vorliegen, oder auch ganz auf die Therapie zu verzichten (74).
    • Wenn bei Anwendung des Simileprinzips sich eine Wirksamkeit der Homöopathie bei einer oder mehreren Indikationen ergäbe, sehen die Autoren es als logische Konsequenz an, auf die Wirksamkeit der Homöopathie bei anderen Indikationen zu schließen {S. 601, links}. Das ist falsch. Selbst wenn der Nachweis einer Wirksamkeit gelungen wäre, ist damit eine Übertragung auf völlig andere Indikationen und/oder andere Spezies nicht möglich.
    • Die Autoren behaupten, im Schweizer HTA-Bericht sei die Wirksamkeit der Homöopathie aufgezeigt worden {ab S. 601, links}. Das ist falsch. Die Homöopathie wurde aufgrund eines Volksentscheids in die Erstattung der Krankenkassen aufgenommen, obwohl genau dieser Nachweis nicht erbracht werden konnte [6].
    • Die Autoren sehen in 20 von 22 systematischen Übersichtsarbeiten „eine positive Tendenz der Nachweise“, was eben kein solider Wirkungsnachweis ist und außerdem nur auf einer selektiven Auswahl an Übersichtsarbeiten beruht {S. 601, rechts}. Damit wird beim Leser ein falscher Eindruck erzeugt.
    • Die Autoren verweisen auf positive Ergebnisse in 24 von 29 Studien zu Infektionen der oberen Atemwege und bei Allergien und verweisen auf eine Veröffentlichung aus 2004 {S. 601, rechts}. Dies ist falsch. Keine der früheren und späteren systematischen Übersichtsarbeiten zur Homöopathie konnte ein Krankheitsbild identifizieren, bei dem ein über Placebo hinausgehender Nutzen zweifelsfrei gegeben wäre [7].
    • Die Autoren betrachten nur sechs bis 2014 veröffentlichte systematische Übersichtsarbeiten zur Homöopathie in der Humanmedizin {S. 601, rechts}. Das ist für eine in 2020 veröffentlichte Arbeit unzureichend, denn es wurden bis 2019 fünf weitere Arbeiten veröffentlicht, darunter die bislang umfangreichste Arbeit vom NHMRC [7].
    • Die Autoren betrachten den Umstand, „dass es noch weiterer methodisch hochwertiger Forschung bedarf, um endgültige Schlussfolgerungen [zur Wirksamkeit der Homöopathie] ziehen zu können,“ offenbar als einen positiv zu wertenden Fakt. Sie stellen dies den Ergebnissen des Reviews von 2005 gegenüber, wonach die Homöopathie keine Wirksamkeit aufweist, die über Placebo hinausgeht {S. 601, rechts}. Das ist sehr irreführend. Nachweise einer Wirksamkeit liegen entweder vor oder sie tun es nicht. Der Hinweis, dass es noch weiterer Forschung bedarf, um Schlussfolgerungen ziehen zu können, bedeutet, dass letzteres für die Homöopathie der Fall ist.
    • Die Autoren unterstellen der Meta-Analyse von Shang von 2005, dass die Auswahlkriterien für hochwertige Studien im Nachgang definiert wurden {S. 601, rechts}. Das ist falsch, denn das Auswahlkriterium ist nachvollziehbar und im Abschnitt Methoden definiert (77).  Es gibt keine Anhaltspunkte oder gar einen Beleg für die Behauptung der Autoren.
    • Die Autoren stellen in Tabelle 2 dar, dass bei Shang (2005) 93 % der Studien ausgeschlossen worden seien, bei Mathie (2014) hingegen nur 31 %. Das ist falsch. Shang hat unter anderem eine Subgruppenanalyse durchgeführt, in die nur 8 von 110 Studien eingeflossen sind. Daneben wurden jedoch sehr viele Analysen mit dem vollen Satz der Studien ausgeführt (77). Auch Mathie führte eine Subgruppenanalyse der „reliable evidence“ durch, bei der er nur 3 von 36 Studien berücksichtigte, mithin 92 % der Studien ausschloss (56).
    • Die Autoren behaupten in Tabelle 2, im NHMRC-Report von 2015 seien 97 % der vorliegenden Studien ausgeschlossen worden. Das ist falsch. Es wurden alle im Sinne der Forschungsfrage relevanten Studien analysiert und die Ergebnisse im Bericht dargestellt, zus. 225 Stück (65).
    • Die Autoren behaupten in Tabelle 2, das EASAC habe vor allem zwei Meta-Analysen betrachtet, um zu ihrem für die Homöopathie negativen Ergebnis zu kommen. Das ist falsch. Vielmehr hat man Beurteilungen anderer wissenschaftlicher Organisationen betrachtet, eine zusammenfassende Darstellung der bis 2007 veröffentlichten übergreifenden Reviews, sowie die Cochrane-Reviews zur Homöopathie und das Review von Doehring und Sundrum zur Homöopathie in der Veterinärmedizin (25).
    • Die Autoren sprechen von einem ersten und einem zweiten Report des Australischen Gesundheitsministeriums {ab S. 602, rechts}. Das ist falsch. Es gibt nur einen in mehreren Teilen in 2015 veröffentlichten Report des NHMRC und einen aufgrund vieler Schwachstellen verworfenen Entwurf eines Berichts eines mit der Datenerfassung beauftragten Dienstleisters an das NHMRC (18).
    • Die Autoren behaupten, dieser nicht existente „erste australische Report“ sei „unter Verschluss gehalten worden“ {S. 602, links}. Das ist falsch. Man ist lediglich der üblichen Praxis gefolgt, verworfene Unterlagen wie den Berichtsentwurf des Dienstleisters nicht weiter zu verarbeiten oder gar zu veröffentlichen.
    • Die Autoren behaupten, der in dieser Form nicht existente erste Report habe eine für die Homöopathie positive Bewertung ergeben {S. 603, links}. Das ist falsch. Für fünf Indikationen wurden in dem Berichtsentwurf „ermutigende Evidenz“ gefunden, ohne dass klar ist, was „ermutigend“ sein soll. Für über 30 weitere Indikationen, darunter einige, bei denen Homöopathie besonders gut anzuwenden sein soll (z.B. Asthma, ADHS, Heuschnupfen, Kopfschmerz etc.) ist noch nicht einmal das der Fall (18). Für eine Therapieform, die für sich in Anspruch nimmt, generell als Alternative zur evidenzbasierten Medizin einsetzbar zu sein, ist dies ein niederschmetterndes Ergebnis.
    • Die Autoren behaupten, der Australische Report sei ohne Peer-Review veröffentlicht worden {S. 603, links}. Das ist falsch. Es wurden Reviews durchgeführt und sogar eine öffentliche Anhörung. Dies ist in dem in mehreren Teilen veröffentlichten Bericht klar dokumentiert (65).
    • Die Autoren behaupten, das Review von Mathie 2014 hätte eine Wirksamkeit für die individualisierte Homöopathie gegenüber Placebo gezeigt {S. 603, links}. Das ist falsch. Die Autoren des Reviews weisen selbst darauf hin, dass das Ergebnis wegen der Qualitätsmängel der eingeflossenen Studien „Vorsicht bei der Interpretation der Ergebnisse“ erfordere und stellen fest, dass in Reviews dieser Art die festgestellte Effektstärke keine klare Bedeutung habe (56).
    • Die Autoren behaupten, spätere Reviews von Mathie „indizieren eine Wirksamkeit“ {S. 603, rechts}. Was soll das sein? Wenn das andeuten soll, es sei ein Wirksamkeitsnachweis gelungen, so ist das falsch. Mathie konnte in keinem seiner vier systematischen Reviews zur Homöopathie in der Humanmedizin einen Wirksamkeitsnachweis liefern (56, 57, 58, 59) .
    • Die Autoren behaupten, Mathie hätte in seinen Reviews zur Homöopathie in der Veterinärmedizin „Evidenz für die Wirksamkeit … gegenüber Placebo“ gefunden {S. 603, rechts}. Das ist falsch. In allen Reviews weist Mathie selbst darauf hin, dass aufgrund der mangelnden Anzahl und Qualität der Studien keine klare Schlussfolgerung zur Wirksamkeit möglich ist (53, 54).
    • In ihrer Tabelle 3 stellen die Autoren unter anderem als Bewertungskriterium dar, ob bei Studien zur Veterinärmedizin „die homöopathischen Prinzipien eingehalten“ worden seien. Angesichts der vielen verschiedenen sich widersprechenden homöopathischen Repertorien und Lehren (Kent, Bönninghausen, Sankaran, Scholten, Homotoxikologie …) kann keine solche Aussage mit Anspruch auf eine allgemein akzeptierte Gültigkeit getroffen werden [5]. Es gibt noch nicht einmal Regeln, in welchen Fällen welche Potenzen anzuwenden sind, dies unterliegt der individuellen Ansicht des Homöopathen. Diese Aussage ist daher falsch.
    • Die Autoren präsentieren eine „repräsentative Auswahl“ der vorhandenen Literatur {S. 604, links}. Das ist in hohem Maße unwissenschaftlich und für eine Übersichtsarbeit eine falsche Vorgehensweise. Entweder müssen alle zu einer Forschungsfrage vorgefundenen Arbeiten einbezogen werden, oder es müssen nachvollziehbare und sinnvolle Ein- und Ausschlusskriterien genannt und begründet werden.
    • Die Autoren behaupten, ihre Auswahl an Studienergebnissen sei repräsentativ {S. 604, links}. Das ist falsch, denn dann hätten sie auch zumindest eine Auswahl an Studien anführen müssen, die nicht zu einem positiven Ergebnis kamen, insbesondere neuere Studien aus der Veterinärmedizin aus den Jahren 2017 und 2018:

Mastitis bei Rindern (Keller 2018):
„The study results implied that the effectiveness of individualised homeopathy does not go beyond a placebo effect“ [2] Besonders interessant, dass die Autoren diese Studie sogar zur Untermauerung ihrer Aussagen heranziehen {S. 598, rechts}.

Mastitis bei Rindern (Ebert, 2017):
„The results indicated no additional effect of homeopathic treatment compared with placebo. [3]

Hyperthyreose bei Katzen (Bodey, 2017):
„The results of this study failed to provide any evidence of the efficacy of homeopathic treatment of feline hyperthyroidism.“ [4]

    • Die Autoren bemängeln einzelne Beurteilungskriterien des Australischen Reports, wie ein hohes Qualitätsniveau und eine Zahl der Teilnehmer über 150, um als belastbarer Beleg zu gelten {S. 607, rechts}. Dieser Einwand wird jedoch nicht verifiziert, indem aufgezeigt werden würde, bei welcher Indikation sich ein Wirksamkeitsnachweis ergeben würde, wenn man diese Kriterien nicht anwendet. Insofern ist diese Kritik substanzlos, insbesondere, da auch die Reviews von Mathie, einem Mitarbeiter des britischen Homeopathy Research Institute, praktisch zu dem gleichen Ergebnis kommen (56, 57, 58, 59): Es gibt keinen soliden Nachweis dafür, dass die Homöopathie in irgendeinem Krankheitsbild vorteilhaft eingesetzt werden könnte.
    • Die Autoren behaupten, das EASAC sei nicht an einer objektiven Berichterstattung interessiert gewesen {S. 608, links}. Dies ist nicht belegt und daher unzutreffend. Man hat die Ergebnisse anderer wissenschaftlicher Organisationen betrachtet (25). Die kommen nun einmal recht einhellig zu dem Schluss, dass es keine Belege für eine Wirksamkeit über Placebo hinaus gebe .
    • Die Autoren behaupten, das Review von Mathie 2014 hätte ergeben, dass die Wahrscheinlichkeit der Wirksamkeit homöopathischer Heilmittel im Vergleich zu Placebo 1,5 bis 2 mal höher sei {S. 608, links}. Das ist falsch. Mathie hatte als Ergebnis die Effektstärken als Odds Ratios (OR) angegeben (56). Diese entsprechen nur im Grenzfall sehr kleiner Effekte einem Chancenverhältnis und gehen mit größeren Placeboeffekten gegen 0. OR = 1,5 bedeutet, dass wahrscheinlich nur 5 % der Patienten von der Therapie profitieren, 19 von 20 ihr Geld sinnlos ausgeben [8].
    • Die Autoren unterstellen, die negativen Bewertungen der Homöopathie des EASAC, NHMRC und auch des House of Commons Science and Technology Committee lägen in einer grundsätzlichen Ablehnung begründet {S. 608, rechts}. Das ist falsch. In jedem einzelnen Report kann nachgelesen werden, auf welche Weise man die vorliegenden Erkenntnisse berücksichtigt hat. Damit ist dies eine haltlose Unterstellung durch die Autoren.
    • Die Autoren vergleichen die Evidenz zur Homöopathie mit der Evidenz der konventionellen Medizin {ab S. 608 rechts}. Dies ist irrelevant. Die Homöopathie gewinnt nicht dadurch an Wirksamkeit, dass bei der evidenzbasierten Medizin auch Therapieformen untersucht wurden, für die keine positiven Nachweise gefunden wurden. Außerdem ist nicht entscheidend, in welchem Ausmaß positive oder negative Ergebnisse erzielt wurden, sondern was die Folge dieser Ergebnisse war. Ob sie ignoriert wurden, wie in der Homöopathie üblich, oder zu einer Verbesserung bzw. Entfall geführt haben.
    • Die Autoren stellen fest, dass es für eine erfolgreiche Anwendung der Homöopathie einer individualisierten Auswahl von am gesunden Individuum geprüften Arznei nach dem Ähnlichkeitsprinzip bedürfe {S. 609, links}. Durch diese Feststellung widerlegen sich die Autoren selbst. Wenn das nämlich so wäre, könnte die Homöopathie in der Veterinärmedizin nicht sinnvoll angewendet werden, denn dies würde ja angesichts der unterschiedlichen Metabolismen der verschiedenen Spezies Arzneimittelprüfungen und entsprechende Repertorien für die jeweilige Tierart erfordern. Diese liegen unserer Kenntnis nach nicht vor.
    • Die Autoren behaupten, RCTs könnten nur an universitären Einrichtungen mittels öffentlicher, unabhängiger Forschungsgelder (Was sind unabhängige Forschungsgelder?) durchgeführt werden {S. 609, links}. Dies ist falsch, wie die die große Zahl von durch außeruniversitäre Organisationen gesponserten Studien zur Homöopathie zeigt.
    • Die Autoren bezeichnen den durch Coli-Bakterien hervorgerufenen Durchfall bei Ferkeln als geeignetes Modell zur Untersuchung der Wirksamkeit homöopathischer Arzneimittel {S. 609, rechts}. Das ist unsinnig. Selbst wenn sich bei einem solchen Versuch eine Wirksamkeit über Placebo hinaus zeigen würde, könnte man hieraus lediglich auf die Wirksamkeit der jeweils angewendeten Spielart der homöopathischen Lehre bei der betreffenden Tierart und der untersuchten Indikation schließen.
    • Die Autoren behaupten, in dem vom HRI durchgeführten Reviewprogramm von 2014 bis 2019 seien 13 RCTs mit minimalem Biasrisiko gefunden worden {S. 609, rechts}. Diese Aussage ist falsch. Es wurden lediglich zwei Arbeiten nach den Cochrane-Kriterien als „low risk of bias“ eingestuft [7].
    • Die Autoren behaupten erneut, das Review von 2014 und die Meta-Analyse von 2015 zeigten Evidenz für die Wirksamkeit der veterinärmedizinischen Homöopathie {S. 610, links}. Diese Aussage ist wiederum falsch. In beiden Arbeiten betonen die Autoren, dass es keine Grundlage für eine endgültige Bewertung der Wirksamkeit gebe (53, 54).
    • Die Autoren behaupten, die Evidenz für die Wirksamkeit der Homöopathie bei Infektionen sei hinreichend belegt {S. 610, links}. Diese Aussage ist falsch. In keinem Review konnte auch nur für eine einzige Indikation gezeigt werden, dass die Homöopathie gegenüber Placebo vorteilhaft eingesetzt werden könnte.
    • Die Autoren unterstellen den Kritikern der Homöopathie „nicht-wissenschaftliche“ Interessen als Ursache für die in ihren Augen fehlerhafte Information der Öffentlichkeit {S. 610, rechts}. Dies ist falsch. Im Gegensatz zu den meisten Vertretern der Homöopathie und den Autoren des hier betrachteten Artikels würden beispielsweise die Verfasser dieses Textes keinerlei Vor- oder Nachteil davon erleiden, ob sich die Patienten von der Homöopathie abwenden oder nicht.

Literatur

[1] Weiermayer P, Frass M, Peinbauer T, Ellinger L.: Evidenzbasierte Veterinär-Homöopathie und ihre mögliche Bedeutung für die Bekämpfung der Antibiotikaresistenzproblematik, ein Überblick, SAT/ASMV (2020); 162(10):597-615

[2] Keller D, Sundrum  A.: Comparative effectiveness of individualized homeopathy and antibiotics in the treatment of bovine clinical mastitis: randomised controlled trial. Vet Rec 2018; 182(14): 407.

[3] Ebert F, Staufenbiehl R et al.: Randomized, blinded, controlled clinical trial shows no benefit of homeopathic mastitis treatment in dairy cows. J. Dairy Sci. 2017; 100(6):4857-4867 doi https://doi.org/10.3168/jds.2016-11805

[4] Bodey AL, Almond CJ, Holmes MA: Double-blinded randomised placebo-controlled clinical trial of individualised homeopathic treatment of hyperthyroid cats, Vet Rec 2017;180(15):377, doi: 10.1136/vr.104007

[5] NN: Varianten der Homöopathie, Webseite Homöopedia des Informationsnetzwerks Homöopathie, https://www.homöopedia.eu/index.php/Artikel:Varianten_der_Homöopathie

[6] NN: Bericht des Bundesrates vom 13. Mai 2015 in Erfüllung der Postulate 13.3094 und 14.3089, Kapitel 7.2

Link: https://www.bag.admin.ch/bag/de/home/strategie-und-politik/nationale-gesundheitspolitik/stand-umsetzung-des-neuen-verfassungsartikels-zur-komplementaermedizin.html

[7] NN: Systematische Reviews zur Homöopathie, Webseite Homöopedia des Informationsnetzwerks Homöopathie, https://www.homöopedia.eu/index.php/Artikel:Systematische_Reviews_zur_Homöopathie_-Übersicht

[8] NN: Effektstärke, Webseite Homöopedia des Informationsnetzwerks Homöopathie, Link: https://www.homöopedia.eu/index.php/Artikel:Effektstärke

 

Sämtliche Links abgerufen am 02.02.2021

 

 

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