Oft liest oder hört man in den Medien: „Eine neue Studie zum Thema X hat gezeigt…“, oder es heißt von interessierter Seite: „Es gibt positive Studien zur Therapie X“. Für die Öffentlichkeit sind solche Aussagen oft irreführend, weil eine einzelne klinische Studie nicht viel besagt bzw. weil es eben auch Studien mit negativem oder gar keinem klaren Ergebnis zu einer Therapie gibt.
In der Bevölkerung, die Originalquellen selten nachlesen kann und in der die Homöopathie nach wie vor „beliebt“ ist, vergrößern solche im Vorbeigehen aufgenommenen Aussagen jedoch nicht das Wissen, sondern vor allem (und oft beabsichtigt) den Bestätigungsfehler – der eigenen Überzeugung zuwiderlaufende Informationen werden ja viel leichter ignoriert oder verdrängt.
Leider gilt dies oft auch im Fachpublikum, das ja auch nicht alles wissen und nicht alles nachprüfen kann, schon aus Zeitgründen. (Nicht nur) für Medizinerinnen und Mediziner ist es aber eminent wichtig, auch Einzelstudien richtig lesen zu können, ohne auf deren Einordnung in einem Systematischen Review oder einer Leitlinie warten zu müssen – besonders wenn sie überraschende Ergebnisse zeitigen.
Diese Fähigkeit zu fördern ist der Anlass für die Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (GWUP) und das Informationsnetzwerk Homöopathie (INH), in diesem Jahr erstmalig einen Wettbewerb für Studierende von Fächern der medizinisch-pharmazeutischen Humanwissenschaften auszuschreiben. Aufgabe ist die Analyse einer neueren randomisierten, placebokontrollierten klinischen Studie, die von Vertretern der Homöopathie als ein Beleg für die Wirksamkeit angesehen wird. Im konkreten Fall erhielt die Verumgruppe eine homöopathische Therapie bei Schlafstörungen. Der Analyse soll neben den Kriterien der evidenzbasierten Medizin in Bezug auf Methodik, Durchführung der Studie, Darstellung der Daten, Diskussion und Schlussfolgerungen auch die Wertung der Ergebnisse zugrunde liegen.
Mit dem Wettbewerb wollen GWUP und INH das Augenmerk auf die Notwendigkeit richten, klinische Studien kritisch lesen zu können, und darauf, dass es dabei oft mehr auf logisches Denken als auf konkrete Fachkenntnisse des Studiengegenstands ankommt – und dass die Suche nach Auslassungen, Ungenauigkeiten, möglichen Irreführungen und Fehlern sogar Spaß machen kann.
Spätester Einreichungstermin ist der 25.06.2021. Die Preisverleihung soll – so es die Pandemie erlaubt – im September 2021 anlässlich der SkepKon stattfinden. Zu gewinnen gibt es Geldpreise bis zu 1.000 Euro, sowie Spesen für die Anreise zur Preisverleihung.
Die genauen Ausschreibungsbedingungen und den angesprochenen potenziellen Teilnehmerkreis finden Sie hier. Die Kontaktadresse für alle Fragen und für die Einreichungen ist wettbewerb2021@gwup.org.
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Bild von Arek Socha auf Pixabay
Eine Antwort auf „Das homöopathiekritische Projekt 2021: Studierendenwettbewerb von INH und GWUP“
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