Homöopathische Präparate wirken auch nicht durch Nanopartikel

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Nanopartikel
Nanopartikel (@ Wellcome Images CC BY-NC-ND 2.0)

Vertreter der Homöopathie behaupten öfters, Nanopartikel der Urtinktur seien die Träger der Wirksamkeit homöopathischer Präparate. Dass das überhaupt nicht sein kann, erkennt man schon nach recht einfachen Überlegungen:

Nanopartikel sind Teilchen, die aus vergleichsweise wenigen Atomen oder Molekülen bestehen und daher sehr klein sind. Die Größe bemisst sich nach „Nanometern“, das ist der millionste Teil eines Millimeters. Wegen ihrer Kleinheit haben Nanopartikel ganz erstaunliche Eigenschaften, sie können beispielsweise Zellmembrane durchdringen, sind sehr reaktionsfreudig und vieles mehr.

Wenn Homöopathie mit Nanopartikeln funktionieren soll, dann müssten solche Teilchen sicher im fertigen Präparat, das der Patient einnimmt, auch vorhanden sein. Und zwar Partikel aus der Urtinktur, dem Urstoff, mit dem die Herstellung des Homöopathikums begonnen hat. Und da liegt der Schlüssel, mit dem man diese Behauptung ganz einfach ad absurdum führen kann.

Potenzieren ist auch ein Verdünnen. Das bedeutet, vom Ausgangsstoff ist immer weniger in der Lösung vorhanden, je öfter man potenziert. Und schon ab sehr frühen Potenzen reicht die Menge dieser Atome oder Moleküle nicht mehr, um Nanopartikel in nennenswerter Anzahl zu bilden.

Kein Problem, sagen die Homöopathen, diese Nanopartikel werden doch bestimmt irgendwie von einer Potenz zur nächsten ziemlich komplett weitergereicht. Nur wie das geschehen soll, wie man sicherstellt, dass man die Partikel auch mitbekommt, wenn man nur ein Zehntel oder gar ein Hundertstel der Lösung entnimmt, um sie dann weiter zu potenzieren, kann niemand erklären. Auch nicht, was der Sinn von diesem Unterfangen wäre, wenn es denn gelingen würde. Wenn die Nanopartikel die gleichen bleiben wie zuvor, was ändert sich dann an der Wirksamkeit, die durch das Potenzieren doch gesteigert werden soll?

Ja, sagen wiederum Homöopathen, vielleicht werden die Partikel durch das anschließende Schütteln ja kleiner und damit reaktionsfreudiger und damit wirksamer? Gute Antwort, aber: warum muss man dann immer weiter verdünnen? Warum kann man nicht einfach die Lösung einmal ansetzen, sagen wir ein Gramm Urstoff auf einen Liter Wasser bzw. Gemisch aus Wasser und Alkohol, und dann einfach so lange schütteln, bis die gewünschte Stärke erreicht ist? Keine Antwort mehr.

Auch keine Antwort erhält man auf den Einwand, dass zur Wirkung über Nanopartikel der Urstoff selbst in der Lösung erst einmal Nanopartikel bilden müsste. Und genau das tun nämlich Stoffe, die im Lösungsmittel löslich sind, nicht. Gerade einige der am universellsten einsetzbaren Mittel der Homöopathie, Natrium chloratum, Kalium carbonicum und Arsenicum album, sind Salze, die in der Lösung unterschiedlich elektrisch geladene Teilchen bilden („Ionen“), aber eben keine Nanopartikel.

Das Bild zeigt Nanopartikel in einer Elektronenmikroskopaufnahme mit einer Größenskala in Nanometern.
Nanopartikel, Größenskala in Nanometern (millionstel Millimeter)

Nun hat man doch aber gerade bei Natrium chloratum Nanopartikel gefunden, auch bei höchsten Potenzen, es gibt sogar Forschungsarbeiten darüber? Ja, hat man – aber wie? Man hat hoch potenzierte Lösung von Natrium chloratum mit einem Elektronenmikroskop auf Nanopartikel untersucht. Das Problem ist dabei nur, dass man die Probe, also den Tropfen, den man untersucht, trocknen lassen muss. Dabei bleiben die im Lösungsmittel enthaltenen Verunreinigungen – immerhin 10 Milligramm pro Kubikzentimeter – zurück und bilden dabei Kristalle. Und das ist das, was man dann unter dem Mikroskop findet: Kristalle der Verunreinigungen, deren häufigste das allgegenwärtige Speisesalz ist, eben Natrium chloratum. Auf den Globuli findet man diese Kristalle natürlich auch, theoretisch zumindest, aber wenn der Patient die einnimmt, löst sich das Salz wieder im Speichel – und weg sind die beobachteten Nanopartikel.

Das dürfte genügen. Ersparen wir uns die Überlegung, wie man sich Nanopartikel eigentlich vorstellen müsste, wenn Urstoffe aus dem Tier- und Pflanzenreich eingesetzt werden. Was enthalten die Nanopartikel in diesen Fällen? Welche der vielen Tausend verschiedenen Stoffe, aus denen ein Tier oder eine Pflanze besteht, finden sich denn zu Nanopartikeln zusammen? Oder ist der Nanopartikel dann ein extrem stark miniaturisiertes Abbild des ursprünglichen Organismus, der alles enthält? Wenn nein, wie wird der richtige Bestandteil ausgesucht? Und wie sehen die Nanopartikel aus, wenn man nicht-materielle Urstoffe verwendet? Licht, Elektrizität oder Vakuum?

Wie man sieht: Das Konzept der Nanopartikel als Träger der Wirksamkeit von Homöopathika erzeugt mehr Fragen als Antworten und ist absolut nicht geeignet, die Wirksamkeit homöopathischer Präparate zu erklären.


Autor: Dr. Norbert Aust


Weitere Informationen:
http://www.beweisaufnahme-homoeopathie.de/?p=3693

Bei unserer Homöopedia, mit Erörterung der Studien zu Nanopartikeln:
https://www.homöopedia.eu/index.php/Artikel:Nanopartikel


Bildnachweise:
Wellcome Images, CC BY-NC-ND 2.0,
Wikimedia Commons; Lmackenzie89 – Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0 
(https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=56937308)

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