Udo Endruscheit

Foto: privat

Ich war 48 Jahre lang im öffentlichen Dienst beschäftigt und war über Jahrzehnte mit Problemlösungsstrategien und Fehlererkennungen befasst. Nebenberuflich habe ich mich als FH-Dozent gemeinsam mit meinen Studenten mit analytisch-strukturiertem Denken und Argumentationstechniken auseinandergesetzt.  Eine medizinische Fachausbildung habe ich nicht – aber braucht man die als Kritiker der Homöopathie? Ich denke: Nein. Ein nur auf die Medizin fokussierter Blick kann sogar eine unkritische Übernahme von etablierten Methoden oder von dem, was man für solche hält, befördern. Naturwissenschaftliches Basiswissen und kritisch-rationales Denken sind hinreichende, aber auch notwendige Bedingungen, um die Unsinnigkeit der Methode erkennen und dies auch argumentativ vertreten zu können. Um Maxim Gorki zu zitieren: Man braucht nicht in der Pfanne gelegen haben, um über ein Schnitzel schreiben zu können.

Homöopathie war für mich in früheren Jahren eher ein Anlass zum Kopfschütteln. Gelegentliche Diskussionen ließen mich erahnen, welches Konfliktpotenzial in dem Thema steckt. Mit den realen Konsequenzen eines Glaubens an die Homöopathie wurde ich konfrontiert, als meine Frau an Krebs erkrankte. Plötzlich gab es von überall her „gute Ratschläge“, sowohl im Verwandten- und Bekanntenkreis als auch bei den Klinikaufenthalten per „Flurfunk“. Nachdem ich im Laufe der Zeit einige klinische Fälle gesehen hatte, die auf die eine oder andere Weise durch die Hinwendung zur Homöopathie teils gravierende Nachteile erlitten, begann ich mit homöopathiekritischen Beiträgen in den Sozialen Medien und in der Blogosphäre.  Der Weg führte 2016 zum Informationsnetzwerk Homöopathie, wo ich seitdem versuche, dessen Aufklärungsarbeit nach Kräften zu unterstützen.

Warum ich das tue? Zunächst, weil ich mich mit den Zielen der Freiburger Erklärung des INH identifiziere. Ich sehe darüber hinaus die irrationale Verankerung der Homöopathie im allgemeinen Bewusstsein als Symptom und gleichzeitig auch als eine Ursache der leider vorhandenen Neigung zu Irrationalität und Wissenschaftsskepsis in der Allgemeinheit an.  Homöopathiekritik ist deshalb durchaus mehr als eine isolierte Kritik an einer medizinischen Methode: Die Homöopathie ist nicht nur ein Hindernis auf dem Weg zu einer insgesamt besseren Medizin; sie steht auch einem dringend notwendigen tieferen Verständnis der breiten Öffentlichkeit von Rationalität und Wissenschaftlichkeit im Wege. Kurz gesagt: Solange es gelingt, in großem Stil den Menschen wirkungslose Zuckerkugeln als Medizin zu verkaufen (und dies gar gesetzlich privilegiert wird), solange wird es nicht gelingen, Akzeptanz für wissenschaftlich fundierte Problemlösungen in anderen, noch problematischeren Bereichen zu wecken.

Mehr über das INH und mich erfahren Sie in einem Interview für den „Skeptical Inquirer“, dem (Online-)Magazin der US-amerikanischen Skeptikervereinigung CFI (in deutsch und englisch).


Schreiben Sie mir unter endruscheit@netzwerk-homoeopathie.info.

Auf Twitter finden Sie mich unter @UEndruscheit.

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