Das Jahr 2024 war für die wissenschaftsbasierte Homöopathiekritik von erheblichen Erfolgen, aber auch von bemerkenswerten Herausforderungen geprägt. Die Arbeit des Informationsnetzwerks Homöopathie (INH) hat erneut dazu beigetragen, den öffentlichen und professionellen Diskurs über die Homöopathie zu schärfen und ihre Grundlagen kritisch zu beleuchten.
Erfolge im Jahr 2024
Ein besonderer Erfolg war der Beschluss des 128. Deutschen Ärztetages, die Homöopathie als „in der Regel unvereinbar mit einem modernen Verständnis ärztlicher Berufsausübung und mit medizinethischen Grundsätzen“ zu bewerten. Dieser Beschluss markiert einen Meilenstein im Diskurs über die Rolle der Homöopathie im Gesundheitswesen und insbesondere in der Haltung der Ärzteschaft der Homöopathie gegenüber. Das INH hat zur Vorbereitung und argumentativen Begründung dieses Beschlusses beigetragen. Natürlich hegen wir nicht die Erwartung, dass aufgrund dieses Beschlusses wie von Zauberhand die Homöopathie aus der ärztlichen und klinischen Praxis verschwindet, man kann und darf aber den Beschluss als Auftrag an die Ärzteschaft und insbesondere die Bundesärztekammer verstehen, eben darauf konsequent hinzuwirken und auch ihren politischen Einfluss dementsprechend geltend zu machen.
Ebenso hervorzuheben ist die Absicht von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach, die Homöopathie als Satzungsleistung der gesetzlichen Krankenkassen zu streichen. Der 2. Referentenentwurf des Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetzes (GVSG) enthielt klare Regelungen hierzu. Obwohl diese Regelung im 3. Referentenentwurf aufgrund politischen Widerstands nicht mehr enthalten war, bleibt diese Initiative ein wichtiger Schritt, der die gesellschaftliche und politische Relevanz der Thematik unterstrichen hat.
Ein weiterer bemerkenswerter Erfolg war die konsequente Haltung der Landesärztekammer Baden-Württemberg. Trotz erheblichen politischen Gegenwinds aus der Landesregierung, die dabei wohl teilweise ihre Befugnisse zur Rechtsaufsicht überschritten hatte, setzte sich die Landesärztekammer mit ihrem Beschluss zur Streichung der Homöopathie aus der Weiterbildungsordnung durch. Dieser Erfolg zeigt, dass es möglich ist, auch unter schwierigen politischen Bedingungen wissenschaftlich fundierte Entscheidungen zu treffen und durchzusetzen. Die Landesärztekammer hat hierbei einen langen Atem bewiesen und einen wichtigen Gegenpol geschaffen, der verdeutlicht, dass politischer Druck nicht zwangsläufig zum Erhalt homöopathiefreundlicher Positionen führen muss.
Rückschläge und Herausforderungen
Der größte Rückschlag war zweifellos der 3. Referentenentwurf des GVSG, in dem die Streichung der Homöopathie aus dem SGB V nicht mehr vorgesehen war. Dieser Rückschritt verdeutlicht die nach wie vor bestehenden politischen Hürden, wenn es um Veränderungen im Bereich der Homöopathie geht. Die mangelnde politische Durchsetzbarkeit bleibt eine zentrale Herausforderung, insbesondere vor dem Hintergrund der gegenwärtigen politischen Lage und der bevorstehenden Wahlen, die die Pespektive für eine erneute Aufnahme der Homöopathieproblematik in die politische Agenda eher düster erscheinen lassen.
Ausblick und zukünftige Strategien
Trotz dieser Hürden bleibt das INH seiner Hauptaufgabe verpflichtet: der breiten Aufklärung über die Irrtümer und Mythen der Homöopathie sowie deren unhaltbare Verankerung in der gesellschaftlichen Wahrnehmung. Es wird notwendig sein, über die bisherigen Bemühungen hinaus neue Strategien zu entwickeln, um die Öffentlichkeit und die politischen Entscheidungsträger noch effektiver zu erreichen.
Ein besonderer Fokus wird darauf liegen, die gesellschaftliche Akzeptanz für wissenschaftsbasierte Medizin weiter zu stärken und dabei auch Wege zu finden, wie politische Widerstände überwunden werden können. Der Erfolg der Landesärztekammer Baden-Württemberg könnte hier als inspirierendes Beispiel dienen.
Das Jahr 2024 hat gezeigt, dass Fortschritte möglich sind, jedoch nur durch Beharrlichkeit, wissenschaftliche Klarheit und eine starke Zusammenarbeit. Das INH wird diesen Weg im Rahmen seiner Möglichkeiten auch im kommenden Jahr entschlossen weitergehen. Unsere materiellen und personellen Ressourcen können dabei nicht annähernd mit denen der Homöopathielobby konkurrieren – unsere Expertise und unsere Unabhängigkeit schon. Danke an alle Mitglieder, Unterstützer und Follower des INH, von denen uns inzwischen schon viele neun Jahre lang die Treue halten!
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