Negative Fälle – Mit Brustkrebs verhungert

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Junge Frau in Trauer (Symbolbild)
Symbolbild

Vera, 46 Jahre, Bericht aus einem Darmstädter Hospiz:

Vera war eine Mutter von zwei Kindern, ihr jüngster Sohn war damals fünf Jahre alt. Sie stellte bei sich selbst Knoten in der Brust fest. Aus Angst vor der Diagnose Brustkrebs und möglichen Konsequenzen wie einer Operation oder einer Chemotherapie, wandte sich Vera an einen homöopathischen Heilpraktiker, der auch Klangschalen-Therapie anbot. Er versicherte ihr, dass es sich bei den Knoten in der Brust nicht etwa um Krebs handle – schickte sie auch nicht zur weiteren Abklärung -, sondern vielmehr um Parasiten! Durch ein geeignetes homöopathisches Mittel und Klangschalen-Therapie sollte es möglich sein, die angeblichen Parasiten durch “Schwingungen” aus dem Körper zu vertreiben. Er empfahl auch eine Kohlenhydrat-Nulldiät, da dies den Krebs “aushungern” würde.

Brustkrebs ist die häufigste Krebsart bei Frauen. An Brustkrebs sterben mehr Frauen als an irgendeiner anderen Krebserkrankung. Die meisten Erkrankungen treten spontan auf, es gibt aber auch erbliche und erworbene Risikofaktoren. Einen Bezug zu Parasiten gibt es jedoch nicht. Neben der Heilung sind der Erhalt der betroffenen Brust und vor allem der Lebensqualität vorrangiges Ziel der medizinischen Behandlung. Die Therapie besteht in der Regel in einer an das Erkrankungsstadium angepassten Kombination aus Operation sowie Chemo-, Hormon- und Strahlentherapie. In einem frühen Stadium ist Brustkrebs heute meist gut behandelbar, sogar heilbar. Kohlenhydrate spielen für die Entstehung von Brustkrebs, soweit bisher bekannt, keine spezifische Rolle, solange deren übermäßiger Konsum nicht zu Überernährung, Übergewicht und Veränderungen des Insulinstoffwechsels führt. Doch auch das hatte der Heilpraktiker nicht weiter abgeklärt. Er verbot Vera nur Kohlenhydrate und mischte sich auch sonst in ihre Lebensführung ein. Ihre Lebensqualität schien für ihn kein Kriterium darzustellen.

Als Vera ein halbes Jahr nach ihrer Selbstdiagnose mit Lungenmetastasen und fast verhungert in unserem Hospiz aufgenommen wurde, war sie jedoch nicht mehr zu retten. Sie war aufgrund ihrer körperlichen Schwächen zwar noch kurzzeitig im Krankenhaus eingewiesen worden, aber keine Therapie hatte zu diesem Zeitpunkt noch eine Aussicht auf Erfolg. Natürlich bestätigte sich im Krankenhaus die Diagnose “Brustkrebs” und keineswegs die Annahme, die Knoten seien durch Parasiten entstanden! Wovon der Homöopath sich jedoch nicht beirren ließ, er glaubte sowieso nicht an die “Schulmedizin”.

Vera verstarb unter palliativer Begleitung innerhalb von wenigen Wochen in unserem Hospiz und hinterließ zwei kleine Kinder, die sich bis heute (2016) in psychologischer Trauerbewältigungstherapie befinden.


Bild von Enrique Meseguer auf Pixabay

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